Peternell-Orgel in St. Justinus & St. Laurentius Ettersburg

„Eine Musterdisposition hochromantischer Orgelkunst“

Die Ettersburger Peternell-Orgel ist die „Orgel des Monats Mai“

„Was nun den Ton der sämmtlichen Stimmen anlangt, so wird von jedem Orgelspieler nur das günstigste Urtheil darüber gefällt werden können. Vor allem ist die Wirkung der sanften Stimmen reizend zu nennen.“ Dieses schwärmerische „Urtheil“ aus der Feder des Orgelsachverständigen J.G.Töpfer stammt aus dem Jahr 1865; Objekt der Begeisterung ist das Instrument, das die Stiftung Orgelklang zur „Orgel des Monats Mai“ gewählt hat: die Ettersburger Peternell-Orgel.

Nur 158 Mitglieder zählt die Gemeinde Ettersburg. Die Kirche, gleich neben dem prachtvoll sanierten Schloss Ettersburg gelegen, das zum Weltkulturerbe der Unesco gehört, ist wenig herausgeputzt und nur selten geöffnet. Doch das soll sich ändern, hoffen die Gemeindemitglieder: Seit März erhält die Ettersburger Orgel die dringend notwendige Sanierung; die Stiftung Orgelklang unterstützt dies mit 8000 Euro. Sobald das Instrument seine ursprüngliche Klangfülle zurückerhalten hat, steht es auch für Konzerte zur Verfügung sowie für Unterricht und Prüfungen der Musikhochschule Weimar. Die Gebühren, die der Gemeinde dadurch zukommen, werden dann für die Sanierung der Kirche verwendet, die endlich mit dem schmucken Schloss mithalten soll.

Stolz ist man in Ettersburg auf die Orgel mit dem prächtigen, neugotischen Gehäuse und dem feinen Klang; sogar Franz Liszt soll sich aus Weimar nach Ettersburg begeben haben, um darauf zu spielen. Es ist eben, wie der zuständige Orgelsachverständige Klaus Rilke sagt, „eine richtige Peternell-Orgel“. Sie entstand in der Blütezeit der Werkstatt von Carl und August Peternell, die zu den bedeutendsten thüringischen Orgelbaufirmen gehört. Eine ihrer Besonderheiten: „Die Traktur ist noch mechanisch und nicht pneumatisch, von solchen Orgeln gibt es nicht mehr sehr viele“, sagt Rilke. Auch die Verwendung von Zink für die Innenpfeifen ist bemerkenswert, weil für damalige Verhältnisse sehr modern. Die stummen Prospektpfeifen aus Zink sind noch original erhalten. Insgesamt schufen die Gebrüder Peternell eine „wunderbare Musterdisposition hochromantischer Orgelkunst“ (Töpfer).

Vermutlich zwischen 1930 und 1960 wurde das Instrument klanglich verändert. Durch den Umbau sollte ein hellerer, vermeintlich barocker Klang erzeugt werden – dies misslang und zerstörte auch das ursprünglich schlüssige Klangkonzept. Auch spätere Reparaturarbeiten konnten dies nicht mehr rückgängig machen. Der örtliche Förderverein hat daher alle Kräfte mobilisiert, damit die Orgel ihre anfängliche, ausdrucksstarke Intonation zurückerhält. In zwei Bauabschnitten soll der Klangkörper wiederhergestellt werden. Zunächst ist die technische Instandsetzung vorgesehen, anschließend wird – denkmalpflegerisch exakt - der klangliche Originalzustand rekonstruiert. Diese Maßnahmen sollen natürlich so schnell wie möglich durchgeführt werden, nach Möglichkeit bis zum Ende des Jahres. Ein Termin für die feierliche Einweihung der Orgel durch die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, steht auch schon fest: der 3. Juli 2011. Natürlich wird es in diesem Rahmen auch ein Orgelkonzert geben. Auf dem Programm stehen Werke von Franz Liszt.